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Geschichte - Sammlung

Simonie
Als Simonie wird der Kauf oder Verkauf eines kirchlichen
Amtes, von Pfründen, Sakramenten, Reliquien oder ähnlichem
bezeichnet. Im Zusammenhang mit dem Investiturstreit im
Mittelalter wurde der Begriff zeitweilig auf jede Vergabe
eines kirchlichen Amtes durch einen Laien ausgedehnt, ob
gegen Geld oder umsonst (Laieninvestitur).
Der Begriff Simonie ist abgeleitet von der in der Apostelgeschichte
der Bibel erwähnten Person des Simon Magus, einem „großen
Zauberer" einer Stadt in Samaria.
Die entsprechende Bibelstelle in der Apostelgeschichte (8,5-24)
Lehenswesen:
Das vom Fränkischen Reich entwickelte System der
personen- und sachrechtlichen Abhängigkeit wurde im Mittelalter
auch in Österreich sowohl von den Gefolgsleuten ihren
Landesfürsten als auch von diesen dem König gegenüber
übernommen, allmählich auf landesfürstliche Ämter, Zölle und
Gebietsherrschaften ausgedehnt und weitgehend verdinglicht. Man
empfing das Lehen nicht mehr wegen des Dienstes, sondern man
diente wegen des erblich gewordenen Lehens. Damit entstand auch
ein Anspruch auf Belehnung des Nachfolgers. Die Lehensfähigkeit
setzte anfangs Ritterbürtigkeit voraus und wurde später auf
Stadtbürger ausgedehnt. Auch die "Gesamtbelehnung" an mehrere
Lehensleute war möglich (bei den Habsburgern im 14. Jahrhundert
üblich). In der Neuzeit ging die Bedeutung der Lehen zurück, an ihre
Stelle trat das Eigentum eines einzelnen oder einer Familie sowie
die Betrauung mit Amt oder Funktion durch den Kaiser, den
Landesfürsten oder den Staat. Formal blieb dasHeilige Römische
Reich bis 1806 ein Lehensstaat. Das letzte Relikt des
Lehenswesens in Österreich wurde im Zuge der Revolution 1848
durch die Bauernbefreiung abgeschafft.
Frühkapitalismus:
Der Frühkapitalismus beschreibt eine volkswirtschaftliche
Gesellschaftsform, die sich im noch vorherrschenden Feudalismus
von diesem prinzipiell darin unterschied, dass das Geld und das
Privateigentum von Produktionsmitteln gegenüber dem Besitz an
Grund und Boden an Bedeutung gewonnen hatte. Der
entsprechende Wandlungsprozess begann im Spätmittelalter und
setzte sich in der Frühen Neuzeit fort.
Beim Frühkapitalismus handelt es sich um einen
vorindustrialisierten Kapitalismus, da noch vorwiegend mit
handwerklicher Technik gearbeitet wurde. Er ist aus Elementen der
einfachen Warenproduktion und des Handelskapitalismus
entstanden.
Kennzeichen dafür waren das in Italien aufkommende Bankwesen,
das sich in ganz Europa und darüber hinaus verbreitete, sowie die
zunehmende Bedeutung des Fernhandels. Dieser war abhängig von
den internationalen Märkten. Wichtige Umschlagplätze dafür
bildeten die europäischen Seehäfen, die noch stärker, als sie es bis
dahin ohnehin schon waren, zu bedeutenden Zentren dieser Märkte
avancierten.
Neben den Bank-, Kredit- und Versicherungsunternehmen entstand
auch das Verlagswesen. Es entwickelte sich eine am Markt
orientierte Wirtschaftsstruktur.
Verlagswesen:
Organisationsform der gewerblichen Heimarbeit im 19. Jahrhundert als
Vorstufe zur Industrialisierung. Der "Verleger" besorgte das Material, die
Rohstoffe (die sich die Heimarbeiter von ihm abholten) und organisierte den
Verkauf der ihm zurückgebrachten Fertig- und Halbfertigwaren (zum Beispiel
Spielzeugherstellung im Erzgebirge oder in Thüringen, Webereien in
Schlesien), wobei er sich erheblich am Gewinn beteiligte. Heute ist damit
allgemein die Arbeit der Bücher- und Zeitschriftenverlage gemeint. Erst
durch Verleger wurden früher Informationen und Kultur verbreitet.
Unternehmer, Initiative, Heraustreten
KAISERN MARIA THERESIA
STECKBRIEF:
Geburtsjahr: 1717
Sterbejahr: 1780
Regierungszeit: 1740-1780 (40 Jahre)
Gemahl: Franz Stephan von Lothringen
Kinder: 16; 5 Buben und 11 Mädchen
"Taten": Abschaffung der Folter; 1756 Gesetz gegen
Vampirglauben, Wahrsagerei, Schatzgräberei und Hexenver-
folgungen; Einführung der Schulpflicht
Maria-Theresia schlägt sich durch !!
Im Jahre 1740 schied Kaiser Karl Vx. ohne männliche Erbe aus dem
Leben. Als seine Nachfolgerin trat Maria-Theresia an. Sie war noch
jung und unerfahren als sie den Thron bestieg. Der Kaiser hatte sie
noch nicht darauf vorbereitet. Die junge Herrscherin stand vor einer
außerordentlich schwierigen Aufgabe. Die Staatskassen waren leer,
die Verwaltung des Reiches schwerfällig und unzeitgemäß. Zu
alledem war die Armee schlecht ausgerüstet und wenig
schlagkräftig.
Theresia in misslicher Lage !!
Die europäischen Mächte hatten, mit Ausnahme Bayerns, die Erb-
folgeordnung Karsls VI. anerkannt. Trotzdem fiel
Friedrich II. von Preußen an der Spitze der Armee ohne Kriegser-
klärung in Schlesien ein. Die Lage der Regentin war verzweifelt.
Sie beschrieb sie so:
In diesen Umständen fand ich mich ohne Geld, ohne Kredit, ohne
Armee, ohne eigene Erfahrung und endlich auch ohne allen
Rat, als ich vom Preußenkönig angegriffen wurde. Niemand
glaube ich wird widersprechen, dass nicht leicht Beispiel in
der Geschichte zu finden ist, dass ein gekröntes Haupt in
misslicher Lage als ich seine Regierung angetreten hat.
Theresia lässt sich nicht unterkriegen !!
Wider Erwarten gelang es Maria-Theresia, ihr Erbe erfolgreich zu
ver-teidigen. Schlesien ging zwar an Preußen verloren, aber ihr
Gemahl
Franz Stephan von Lothringen wurde 1745 zum röm.-deutschen
Kaisergekrönt. Der Verlust Schlesiens schmerzte sie allerdings tief.
Im Sieben-jährigen Krieg (1756-1763), in dem Österreich mit
Frankreich ver-bündet war, versuchte sie das wirtschaftl. gut
entwickelte Land wieder zurückzugewinnen. Dieses Ziel erreichte
sie jedoch nicht.
Der preussische Gesandte überMaria-Theresia
Niemand wird leugnen, dass sie eine schöne Frau genannt werden
muss. Ihr Geist ist lebhaft und durchdringend. Mit einem sicheren
Urteil verbindet sie das glücklichste Gedächtnis. Dabei beherrscht
sie sich selbst dermaßen, dass es schwer ist , aus ihrer Miene zu
erraten, was in ihrer Seele vorgeht. Die Art, wie sie mit den Leuten
verkehrt,ist so einnehmend, dass sie auch die Schüchtersten
ermutigt. Sie ist sehrarbeitsam und bemüht sich, das Staatswesen
genau und vollständigkennen zu lernen.
Sie bespricht sich oft mit den Ministerien und wohnt mit großer
Regelmäßigkeit deren Beratung bei. Insbesondere will sie gründlich
unterrichtet werden über alles, was das Militärwesen angeht, und
gibt sich jede Mühe, den Charakter und die Fähigkeit ihrer Generäle
genau kennen zu lernen, was ihr auch hinreichend gelingt.
Neuer Erwerb Österreichs: Galizien !!
Im Jahre 1772 einigten sich Russland, Preußen und Österreich über
dieTeilung Polens. Österreich erhielt bei diesem "Länderraub"
Galizien.
Therese war darüber alles andere als glücklich.. An ihren
StaatskanzlerKaunitz, der mit ihrem ältesten Sohn Josef 2 die
Teilung betrieben hatte,schrieb sie:
In dieser Sache ist nicht nur das Recht himmelschreiend wider
uns, sondern auch die gesunde Vernunft. Ich muss bekennen, dass
ich mich schäme, mich sehen zu lassen.
Kaiserin, Ehefrau und Mutter
(Wie brachte sie das alles unter den Hut?)
Maria-Theresia führte mit ihrem Gemahl Franz Stephan eine glückl.,
vorbildliche Ehe. Nach seinem Tod im Jahre 1765 trug sie bis an ihr
Lebensende Trauerkleidung.
Einer ihrer Töchter klagte sie:
Ach, meine liebe Tochter, ich kann nicht trösten, unser Glück ist
übergroß. Du verlierst einen unvergleichlichen Vater und ich
einen Gatten, einen Freund, den einzigen Gegenstand meiner Liebe.
Maria-Theresia an ihren Sohn Josef 2.
Weihnachtsabend 1775 Es ist fürwahr ein großes Unglück, mit dem
besten Willen verstehen wir uns nicht.
Ich kann wohl sagen, dass ich seit sechsunddreißig Jahren mit
nichts anderem beschäftig bin als mit dir.
Sechs-undzwanzig davon war ich glücklich. Aber das kann ich
heutzu-tage nicht sagen, denn ich kann nielmals Grundsätzen
beipflichten, die hinsichtlich der Religion und der Sitten zu wenig
strengsind.
Zu sehr zeigst du deine Abneigung gegen die alther-gebrachten
Gewohnheiten und gegen die ganze Geistlichkeit, zu sehr allzu freie
Ansichten über Aufführung und Sittlichkeit.
MARIA THERESIA REFORMIERT DEN STAAT
Die Heeresreform !
Das große Reich, das Maria-Theresia regierte, stand auf schwachen
Beinen. Das hatte der Krieg gezeigt, den sie um ihr Erbe führen
musste.
Die Herrscherin entschloss sich daher, einschneidende Reformen
durch-zuführen. Ihre ersten Maßnahmen galten dem Heer. Um die
Aus-bildung der Offiziere zu verbessern, gründete sie in Wiener
Neustadt eine Militärakademie. Die Soldaten wurden nicht mehr
angeworben,sondern aus der Bevölkerung ausgehoben (rekrutiert).
Adelige, Geistliche, Bürger und Bergleute waren vom Dienst in der
Armee allerdings befreit. Die Last des lebenslänglichen
Wehrdienstes hatten aus-schließlich die Bauern zu tragen.
Die Steuerreform !
Um die Mittel für das starke Heer, das sie schaffen wollte,
aufzubringen, zog sie Adel und Geistlichkeit zur Steuerleistung
heran.
Nun mussten auch diese beiden Bevölkerungsgruppen wie die
Bürger und Bauern Grundsteuer zahlen. Um die Steuer möglichst
genau berechnen zu können, wurde der gesamte Grund und Boden
vermessen und in ein Grundbuch eingetragen. Die Herrscherin ließ
aucheine Volkszählung durchführen.
Die Reform der Verwaltung !
Therese reformierte auch die Staatsverwaltung. Sie schuf
Zentralstellen (Ministerien), denen in den einzelnen Ländern die
Gubernien heute: Landesregierung) untergeordnet waren.
Diesen wiederum
unterstanden die Kreisämter (heute: Bezirkshauptmannschaften).
In diesen staatlichen Behörden waren Beamte tätig, welche die
Anordnungen der Regentin rasch weiterzugeben hatten. Auf diese
Weisekonnnte die Herrscherin ihren Willen durchsetzen.
Diese Neuorganisation der Behörden galt nur für die böhmisch-
österreichischen Länder. Ungarn blieb davon ausgenommen.
Maria-Theresia ließ auch ein neues Strafgesetzbuch ausarbeiten.
Die Folter wurde abgeschafft (Vampirglauben, Hexenverfolgungen),
die Strafen gemildert.
Für unsere Rechtsbegriffe waren sie noch immer streng genug.
Die Schulreform !
Wie in anderen Ländern konnten auch im Staat Theresias die
meisten Menschen weder lesen noch schreiben. Die Herrscherin
nahm sich vor, diesen Zustand zu ändern. Sie gab den Auftrag, in
jedem Pfarrort eineTrivialschule (Volksschule) einzurichten. In
größerenStädten sollten Hauptschulen entstehen. Die "Allgemeine
Schulpflicht" wurde mit sechs Jahren festgesetzt.
Den Einfluss der Kirche auf das Schulwesen drängte Maria-Theresia
zurück:
Die Hochschulen (Universiäten) wurden der staatlichen Aufsicht
unterstellt.
Die Förderung der Wirtschaft !
Auch auf wirtschaftl. Gebiet setzte die Tatkräftige zahlreiche
weitblickende Maßnahmen.
Sie beschränkte die Robottage der Bauern auf
höchstens drei Tage pro Woche und wies die Kreisämter an, die
Ein-haltung dieser Verfügung zu überwachen. In den von den
Türken entvölkerten Gebiete im Banat, in Ungarn und in
Siebenbürgen siedelte sie Bauern aus Schwaben und
Württemberger an.
Maria-Theresias Verhältnis zur Kirche !
Therese war persönlich eine fromme und gottergebene Frau.
Trotzdem beanspruchte sie das Aufsichtsrecht über die Kirche.
Anordnungen des Papstes durften ohne ihre Zustimmung in den
Kirchen nicht verlesen werden. Sie schränkte auch die Zahl der
Feiertage ein.
Die Verwaltung vor nach der Reform Maria-Theresias
Herrscher Herrscher
H H
Landstõnde Zentralbehörden
H H
Grundherr Gubernien
H H
Bauern Kreiskrõmer
H
Untertanen
Aus der allgemeien Schulordnung Maria-Theresias:
Beim Unterricht muss nicht bloß auf das Gedächtnis gesehen,
noch die Jugend mit dem Auswendiglernen über Gebühr geplagt,
sondern der Verstand derselben aufgeklärt, ihr alles verständlich
gemacht, und die Anleitung gegeben werden, über das Erlernte
sich ruhig und vollständig ausdrücken.
Militärakademie in Wiener Neustadt;
HEERWESEN bessere Bewaffnung und Ausbildung;schlagkäftiges
Heer
Besteuerung von Adel und Geistlichk.;
STAATSVERWALTUNG Schaffung eines Grundbuches;
staatliche Zentralbehörden
Abschaffung der Folter
RECHTSWESEN neues Strafgesetzbuch
Volks-und Hauptschule; einheitliche
SCHULWESEN Lehrpläne; staatliche Beaufsichtigung
der Universitäten
Begrenzung der Robotpflicht (Arbeit am
WIRTSCHAFTSPOLITIK laufeneden Band) der Bauern; Bau von
Manufakturen
Aufsichtsrecht des Staates über die
KIRCHENPOLITIK Kirche; Feiertage werden eingeschränkt;
der Jesuitenorden aufgehoben
Eine Geschichte zur Abschaffung der Folter, des Vampir-glaubens
und der Hexenverfolgungen !! Im Jahre 1755 werde in Hermersdorf
nahe der schlesisch-mährischen Grenze der Fall der angeblichen
Vampirin Rosina Polakin bekannt.
Der Dahingeschiedenen wurden nächtliche Überfälle auf die Dorfbe-
wohner vorgeworfen. Als man ihr Grab öffnete, zeigte sich ihr
Körper erwartungsgemäß "im Vamirstande" er war also noch
unverwest.
Die Familie der Verstorbenen wurde daraufhin gezwungen, die
Leiche durch ein Loch in der Friedhofmauer zu ziehen und
außerhalb des Gottesackers den Leib ihrer Angehörigen zu
enthaupten und zu ver-brennen.
Diese damals wohl gängige Praxis hatte jedoch in jenem Falle
ein Nachspiel: Als Kaiserin Maria-Theresia in Wien von der Sache
hörte, entsandte sie zwei Ärzte zur genauen Untersuchung des
Vorfalls.
Der Bericht entsetzte sie. Gerard van Swieten, ihr oberster Hofarzt,
empfahl ihr, den "abstoßenden Aberglauben" durch Gestze zu
verbieten..
Man erarbeitete einen Gesetzeserlass, der 1756 wirksam wurde, in
dem nicht nur der Vampirglauben, sondern auch gleichzeitig
Wahrsagerei, Schatzgräberei und die unsäglichen
Hexenverfolgungen verboten wurden.
FÜR IMMER UND EWIG
Der 12.2.1736 fiel auf einen Sonntag; das war ein Zufall des
Kalenders. Ein Zufall jedoch sollte es nicht sein, dass er sich als
derdrittletze Tag des Faschings präsentierte, wo Lust und Feiern
gewöhnlich einem Höhepunkt zustreben. Aber nicht dieser Lust und
des Feierns wegen wurde jener Tag für eine außerordentliche
Veranstaltung gewählt-sondern aus Sparsamkeit.
Am 12.2.1736, abends sechs Uhr, sollen Maria-Theresia und Franz
Stephan von Lothringen ein Paar werden. Seit Monaten sind die
Hofämter mit "rauchenden Köpfen"über dicken Folianten
gesessen,, um das Zeremoniell der Vermählung auszuarbeiten.
Daraus eine kaiserliche, eindrucksvolle Angelegenheit zu machen,
doch mit dem notwendigen Dekor auch zugleich möglichste
Wirtschaftlkeit zu verbinden in Anbetracht der damaligen
"calamitösen Zustände" in der kaiserlichen Kasse. Weswegen man
sich ja auch schließlich geeinigt hatte, das er Ereignis in die letzten
Faschingstage einzufügen, an welchen vom Hofe "ohne Demo ein
und andere Lustbarkeiten angestellt zu werden pflegen und so die
sonst doppelt erforderlichen Unkosten menagiert würden".
Tagelang hatte man in den Hof-Zeremoniell-Protokollen nachge-
schlagen, um zu erfahren wie es früher gewesen, denn der Kaiser
hatte immer, wenn die Herren anfragten, zu wissen gegeben, "nach
dem prioribus" zu kombinieren und sich danach zu richten, "wie es
beimeiner Schwester der Kurfürstin aus Bayern Beilager gehalten
worden".
Kaiser Karl hat vermutlich bei diesem Entscheid seine eigenen
Gedanken gehabt. Es liegt ihm nicht daran, die Hochzeit seiner
Erstge-borenen zu dem zu machen, was sie in Wirklichkeit ist:
zu einem europäischen Ereignis.
Er will im Gegenteil Therese nicht anders behandelt wissen als die
Kaiserstöchter vergangener Zeit. Denn wenn sie, so lange er selbst
noch am Leben, einen Buben bekommt, so ist dieser mit dem
Augenblick seines ersten Schreies in dieser Welt der Thronfolger;
und sie darf höchstens die Vormundschaft führen. [ . . .]
Den Wienern gefällt es nicht; sie finden sich wieder einmal um ein
Spektakel betrogen. Was geht es sie an, wenn der Kaiser kein Geld
hat?
Es geht sie natürlich sehr viel an! Denn schließlich ist es auch ihr
Geld. Die niederösterreichischen Stände hatten nach altem Brauche
zur "Ausstaffierung der Solennität" hunderttausend Gulden als
"Fräuleinsteuer" bis längstens Mitte März zu entrichten, wobei
verzug militärische Exekution angedroht war. Die Wiener meinen
also, für diese Hunderttausend müsste ihnen schon etwas geboten
werden.
DER TOD IST IN LIEBE GEBETTET
Am Morgen des 8.November1780 war eine fahl-goldene Nebelkappe
über Schönbrunn gehangen. Die "Herzog Albertischen" waren aus
Preßburg zu Besuch gekommen, und die Kaiserin hatte für den
Vormittag eine Fasanjagd befohlen. Obgleich der Fasanzauber mit
einem Male erlosch, und es sachte in richtiger Novemberart zu
nieseln begann, wollte sie sich durchaus nicht abhalten lassen,
dabei zu sein, um ihrer Mimi Schießkünste zu bewundern. In dicke
Decken gepackt, saß sie in der hohen Halle der Gloriette, dem weiß
leuchtenden, aus schwerelosem Stein und Luft erbauten Lusthaus,
das nach des Fürsten Kaunitz Angaben erst kürzlich von dem
jungen Hetzendorfer von Hohenberg auf demselben Hügel errichtet
worden war, auf dem einst Fischer von Erlach sein barockes
Traumschloss hatte hinstellen wollen.
Marianne war da, Elisabeth, die Vasquez, ein paar junge Hofdamen
und Kämmerer. Man war sehr aufgeräumt, und Therese stapfte
nachher in ihren hoch und fest geschnürten Stiefletten die
Jagdstrecke lab, wo die hingemähten Vögel in ihrem sanft
glühenden Gefieder lagen. Stand noch herum im feuchten Laub und
plauderte, bis Elisabeth energisch sie in die rotsamtene Sänfte
verpackte, die sie hatte kommen lassen, und die mit dem
eingestickten goldenen Doppeladler ein Meisterstück Wiener
Nadelkunst darstellte.
Nun aber wollte die Kaiserin, obwohl die Feuchtigkeit von Boden
und Luft alle Kleider durchtränkte, auch, auch wieder nicht direkt
zum Schloss zurück, sondern zur neu aufgestellten Statue der
Artemisia getragen werden, die mit anderen steinernen Gestalten
vom Hofbildhauer Beyer zur Ausschmückung des Schönbrunner
Parterre geschaffen worden war. Mimi solllte die Statue nun sehen
und bewundern; und tat dies natürlich gebührend.Auf diese Weise
war es noch später geworden, als man endlich im Schloss ankam,
wo ein Jagdfrühstück der Gäste harrte.
Schwiegersohn Albert glaubte zwar, es wäre besser für die Mama,
nach Hause in die Burg zurückzufahren, um sich umzuziehen und
auszuruhen. Sie aber war fast beleidigt und meinte, so zerbrechlich
sei sie noch nicht und dachte bei sich:
Wenn die wüssten, wie nass und kalt meine Füße sind! Aber was
kann mir schon passieren? Wird bald mein Schnupfen bissel
ärger.(. . .]
Zu Hause in der Hofburg bemerkt die Kaiserin, dass ihr Husten
ärger geworden ist. Doch da sie diesen "Mode-Cathar" gleich den
anderen jeden Winter hat, beunruhigt sich anfangs niemand
darüber, am wenigsten sie selbst. Sie geht auch wie gewöhnlich
ihren Beschäftigungen nach, klagt nur einmal, wie scherzend, sie
werde innerlich zu Stein, sie spüre es. Denn mehr und mehr macht
ihr das Atmen Beschwerden, die Hustenanfälle bringen sie an den
Rand des Erstickens, und sie kann nicht mehr liegen. Doch
unentwegt arbeitet sie an ihrem Schreibtisch. Die Nacht verbringt
sie in einem Lehnsessel. Treu bedient sie in dieser Hinfälligkeit ihre
alte Guttenberg, die jungen Frauen will sie nicht um sich haben.
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Zeitalter der Aufklärung:
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Das Zeitalter der Aufklärung bezeichnet eine Epoche in der geistigen
Entwicklung der westlichen Gesellschaft im 17. bis 18. Jahrhundert, die
besonders durch das Bestreben geprägt ist, das Denken mit den Mitteln der
Vernunft von althergebrachten, starren und überholten Vorstellungen,
Vorurteilen und Ideologien zu befreien und Akzeptanz für neu erlangtes Wissen
zu schaffen.
Inhaltsverzeichnis
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? 1 Aufklärung im Allgemeinen
? 2 Immanuel Kant zur Aufklärung
? 3 Geschichtlicher Hintergrund
? 4 Allgemeine Charakteristika
? 5 Parallelepoche der Empfindsamkeit
? 6 Typische Merkmale der Aufklärung
? 7 Bekannte Vertreter der Aufklärung
? 8 Zitate
? 9 Siehe auch
? 10 Literatur
? 11 Weblinks
Aufklärung im Allgemeinen
Kant: Was ist Aufklärung?
Unter Aufklärung versteht man einen sowohl individuellen wie
gesellschaftlichen geistigen Emanzipationsprozess. Dieser hinterfragt die
allein auf dem Glauben an Autoritäten beruhenden Denkweisen kritisch. Es
wird gefordert, sich „seines eigenen Verstandes zu bedienen". Der aufgeklärte
Mensch soll nicht mehr an die Vorgaben der Obrigkeiten oder Zwänge von
Mode und Zeitgeist gebunden sein, sondern sein Leben und Denken selbst
bestimmen.
Die moderne europäische Aufklärung, verstanden als Abkehr von einer
christlich-mittelalterlichen Lebenshaltung, begann in der Renaissance, in
welcher heidnische Elemente der Antike vom Gegenbild zum Vorbild gemacht
wurden. Renaissance und Reformation leiteten das Zeitalter der Aufklärung
ein. Grundlegend dafür ist die Konsolidierung der französischen Staatsmacht
im 17. Jahrhundert.
Man kann das Zeitalter der Aufklärung nach dem Romanisten Werner Krauss in
Frühaufklärung, Aufklärung und Spätaufklärung unterteilen. Unter Aufklärung
im engeren Sinne versteht man die Periode um die Mitte des 18. Jahrhunderts,
die von Diskussionen um die mehrfach verbotene Encyclopédie in Frankreich
bestimmt wurde („le siècle des lumières": das Zeitalter der Lichter). Mit der
Enzyklopädie sollte das gesamte Wissen und Können der Menschheit gegen
den Widerstand weltlicher und geistlicher Machthaber öffentlich verfügbar
gemacht werden. Mit der Aufklärung ging ein naturwissenschaftlicher und
technischer Erkenntnisfortschritt einher.
Aufklärung im Sinn einer Herrschaft der Vernunft fand schon im 17.
Jahrhundert statt, etwa in der Zeit zwischen René Descartes und Gottfried
Wilhelm Leibniz. Dieser Zeitraum war ein Höhepunkt französischer und
aristokratischer Machtentfaltung und wurde daher im deutschsprachigen Raum
gegenüber der späteren „deutschen" Aufklärung oft heruntergespielt. Die
Epoche der Aufklärung als bürgerliche Emanzipation erstreckt sich etwa von
1730 bis 1800. Seit dem Tod Ludwigs XIV. bestand Aufklärung zum
wesentlichen Teil aus zersetzender Polemik gegen die Überzeugungen des
Rationalismus. Dies geschah beispielsweise durch Jean-Jacques Rousseaus
„Zurück zur Natur". Auch Immanuel Kant kritisierte ein grenzenloses Vertrauen
in die Vernunft.
Immanuel Kant zur Aufklärung
Kant war ein bedeutender Philosoph der Aufklärung. In seinen drei
Hauptwerken Kritik der reinen Vernunft (1781), Kritik der praktischen Vernunft
(1788) und Kritik der Urteilskraft (1790) widmete sich Kant der Frage nach den
Grenzen der Erkenntnis. Eine vernunftorientierte Ethik Kants befasst sich mit
dem Denken, dem Handeln und dem Fühlen des aufgeklärten Menschen.
"Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer
allgemeinen Gesetzgebung gelten könnte." Dieser berühmte Ausspruch Kants
(Kategorischer Imperativ) verdeutlicht die Forderung nach einem Gesetz, das
nicht den Interessen von Machthabern dient, sondern von der Einsicht und
dem ethischen Handeln der Bürger ausgeht.
Die Grenzen der Vernunft ermittelt Kant systematisch mit seiner Kritik der
reinen Vernunft. Er sieht in der Vernunft dennoch die bedeutendste
Eigenschaft des Menschen, besonders in Hinblick auf die Ermöglichung eines
praktischen Prinzips der Ethik. Aufklärung versteht er als "Ausgang des
Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit", wobei diese
Unmündigkeit "das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines
Anderen zu bedienen" ist.
Gleichzeitig bezweifelt Kant die Möglichkeit einer schnellen, einzig vom Volk
ausgehenden Aufklärung. Eine "Reform des Denkens" kann nur langsam
vonstatten gehen. "Es ist für den Einzelnen schwierig, die Unmündigkeit zu
überwinden, weil sie den meisten Menschen als Normalität erscheint."
Immanuel Kant schwebte eine neue Form gesellschaftlichen Lebens vor. Er
wollte zur Selbstständigkeit von Denken und Handeln ermuntern. Auch ging es
ihm darum, den Einfluss des Klerus auf die Politik einzuschränken.
Geschichtlicher Hintergrund
Das Zeitalter der Aufklärung ist die Epoche der europäischen und
nordamerikanischen Geistesgeschichte im 17. und 18. Jahrhundert. Sie war
geprägt durch eine Bewegung der Säkularisierung und eine Abkehr von der
absolutistischen hin zu einer demokratischen Staatsauffassung. Der
Liberalismus mit seinem Konzept der Menschen- und Bürgerrechte kam auf.
Die Bewegung trat für ein vernunftgemäßes Denken und gegen Vorurteile und
religiösen Aberglauben ein, gegen den sie eine „Vernunftreligion" entwickelte.
Wissenschaft und Bildung sollten gefördert und in allen Volksschichten
verbreitet werden.
Die geistige Aufklärung ging zunächst vor allem von England, Frankreich und
den Niederlanden, später auch von Deutschland aus. Die wichtigsten
Voraussetzungen für die Aufklärung waren die vorausgegangene Renaissance,
die Entdeckung Amerikas und das daraus entstandene neue Weltbild. Durch
den Buchdruck wurde der Bucherwerb auch für das bürgerliche Publikum
erschwinglich, ein Verlagswesen mit Zeitungsproduktion und Buchmarkt
entstand. Auch entwickelten sich sogenannte Lesegesellschaften, über die
auch Bürger, welche des Lesens nicht mächtig waren, an die Literatur
herangeführt wurden.
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts kam Reiseliteratur in Mode. Hatte man zuvor
den Europäer (und Christen) für überlegen gehalten, las man nun, dass
manche Anders- oder Ungläubige sehr wohl ethische Prinzipien und eine
eigene Hochkultur haben konnten. So übte die Reiseliteratur jener Tage mehr
oder weniger deutliche Kritik an der europäischen Gesellschaft. In fiktiven
Reiseberichten, z. B. Montesquieus Persischen Briefen, in denen zwei Perser
Europa besuchen, sehen die Leser ihre Welt durch die Augen der Fremden –
reich an satirischen Elementen.
Als eine der wichtigsten Errungenschaften der Aufklärung gilt die
Verabschiedung der ersten demokratischen Verfassungen der Neuzeit sowie
die Niederschrift unveräußerlicher Menschenrechte. Hiermit wurde die geistige
Aufklärung auf Staaten und Gesellschaften übertragen. Die Erste dieser
Verfassungen war die Declaration of Independence
(Unabhängigkeitserklärung) der 13 Gründungskolonien der USA am 4. Juli
1776. Es folgten Frankreich und Polen im Jahr 1791.
Allgemeine Charakteristika
Daniel Chodowiecki Licht als Symbol der Aufklärung.
Der wichtigste Grundsatz der Aufklärung besagte, dass die Vernunft im Stande
sei, die Wahrheit ans Licht zu bringen.
Immanuel Kant lieferte kurz vor dem Ende der Aufklärungsepoche die
bekannteste Definition in seiner Schrift "Beantwortung der Frage: Was ist
Aufklärung?". Dort findet sich auch der Leitspruch: „Habe Mut, dich deines
eigenen Verstandes zu bedienen!". Er zielt auf den äußeren Widerstand gegen
die Aufklärung, aber auch auf die innere Befreiung von der Bevormundung
(siehe auch: Priesterbetrugstheorie). An die Stelle des scharf kritisierten
Aberglaubens wurde die Aufforderung gesetzt, jederzeit selbst zu denken.
Der Holländer Spinoza vertrat in seinem theologisch-politischen Traktat von
1670 die These, Judentum und Christentum seien lediglich vergängliche
Phänomene ohne absolute Gültigkeit. Die Forderung der Aufklärer nach
Gedanken- und Glaubensfreiheit konnte sich unter anderem auf John Lockes
Briefe über die Toleranz (1689) berufen. John Toland veröffentlichte 1696 ein
Buch, in dem er behauptete, die Bibel sei zum Teil eine Fälschung und die
Kirche habe ein Interesse daran, Menschen zu täuschen. Jean Meslier ging in
seinen Beobachtungen und Forderungen noch wesentlich über Toland hinaus.
Pierre Bayle attackierte den Aberglauben, dass Kometen Unheil ankündigen,
und andere Vorurteile, während der Holländer Balthasar Bekker die
Hexenprozesse aufs Korn nahm. Sein Landsmann Gerhard Noodt sprach sich
als Rektor der Leidener Universität in einer Rektoratsrede 1699 dafür aus, dass
dem Fürsten die Macht vom Volk genommen werden könne. In einer weiteren
Rede 1706 befürwortete er die absolute Freiheit der Untertanen in
Religionsfragen gegenüber dem Fürsten.
Die Menschen der Aufklärung beflügelte der Glaube, Vernunft und Freiheit
würden die Menschheit in absehbarer Zeit von Unterdrückung und Armut
erlösen. Auch glaubten viele an den Slogan „Wissen ist Macht" von Francis
Bacon. In Frankreich entstand so die berühmte Encyclopédie. Herausgegeben
wurde sie von Denis Diderot und Jean d'Alembert, und etliche Aufklärer mit
großem Namen wie Voltaire und Montesquieu schrieben Artikel für das
Hauptwerk der Aufklärung.
Jean-Jacques Rousseau beteiligte sich ebenfalls. Er wird jedoch nicht von
allen als Aufklärer bezeichnet. In seiner Schrift über die Wissenschaften und
die Künste von 1750 verneinte er die Frage, ob diese zum moralischen
Fortschritt der Menschheit beigetragen hätten. Seine politischen Schriften
beeinflussten maßgebliche Vertreter der Französischen Revolution.
Voltaire war ein unerbittlicher Gegner der Kirche und ein Erneuerer der
Geschichtsschreibung. Einen großen Teil seiner Bekanntheit verdankt er
seinem erfolgreichen Kampf gegen gravierende Irrtümer bzw. willkürliche
Urteile der Justiz.
Die Aufklärung war vor allem Sache der Wohlhabenden, namentlich des
ökonomisch erfolgreichen Bürgertums. Manche Aristokraten sympathisierten
mit der Bewegung und unterstützten in juristische oder finanzielle Bedrängnis
geratene Aufklärer. Condorcet ging so weit, seinen Adelstitel ganz abzulegen.
Aufgrund der strengen Zensur in Frankreich arbeiteten einige französische
Druckereien in Amsterdam, wo auch berühmte Aufklärer Zuflucht fanden.
Schriften wurden von dort nach Frankreich geschmuggelt. Das gleiche Muster
zeigte sich in Österreich; viele Druckwerke erschienen in Deutschland.
Die Aufklärung war nicht die einzige Ursache der Französischen Revolution,
hat sie jedoch in vielen Aspekten geprägt: Ihre Führer, radikale Anhänger der
Aufklärung, schafften den Einfluss der Kirche ab und ordneten Kalender, Uhr,
Maße, Geldsystem und Gesetze anhand rein rationaler Kriterien neu. Die
Französische Revolution markiert gemeinhin das Ende der Aufklärung im
Sinne der Epoche. (Geht man davon aus, dass selbst verschuldete
Unmündigkeit noch verbreitet ist, kann man selbstverständlich nicht von einem
Ende sprechen: Das Projekt der Aufklärung scheint somit unabschließbar.)
Auf den Rationalismus des späteren 17. Jahrhunderts folgte nach dem Tod des
Sonnenkönigs die Empfindsamkeit. Später entwickelte sich aus der
Gefühlskultur die Romantik, die Individualität und subjektive Erfahrung betonte
und die Menschen in einer Welt, in der Werte und Regeln einzig nach Kriterien
der Vernunft bestimmt wurden, als Gefangene sah.
Im Bereich der damaligen deutschsprachigen Literatur findet sich mit dem
„Sturm und Drang" eine weitere Gegenbewegung zur Aufklärung. In dieser,
u. a. von Johann Wolfgang Goethe und Friedrich Schiller vertretenen,
literarischen Epoche wurde die „althergebrachte" Gesellschaft zwar auch
kritisiert, allerdings wurde anstelle der Vernunft das leidenschaftliche „Genie"
besonders betont.
Das Zeitalter der Aufklärung schloss auch einige bedeutende nicht-rationale
Bewegungen ein, wie beispielsweise den Mesmerismus.
Bedeutende Kritiker der Aufklärung sind im 20. Jahrhundert Max Horkheimer
und Theodor W. Adorno, die mit ihrem gemeinsam verfassten Essay Dialektik
der Aufklärung (1944) sagen, dass sich die Aufklärung in ständiger Gefahr
befindet, in ein mythisches Weltbild umzuschlagen, da auch Mittel der
Unterdrückung oder etwa Waffentechnologie auf der Basis von Logik und
Ratio, den Grundpfeilern der Aufklärung, entstünden.
Heutzutage wird die Aufklärung von Postmoderne und Dekonstruktivismus
kritisiert, die absolute objektive Werte und Wahrheiten verneinen und Logik
nicht als alleinige Basis des menschlichen Wissens sehen.
Parallelepoche der Empfindsamkeit
Als Gegenbewegung zur rationalistischen Aufklärung zur Zeit des
Sonnenkönigs gab es seit etwa 1720 die Epoche der Empfindsamkeit, befördert
etwa durch Jean-Baptiste Dubos. Sie hatte durchaus ähnliche Ideale wie die
vernunftorientierte Aufklärung. Ein wichtiger Unterschied war jedoch, dass die
Tugend nicht nur über die Vernunft gesucht wird, sondern auch im Gefühl.
Menschliche Gefühlsregungen waren eine wichtige Möglichkeit, zur Tugend zu
gelangen. Einflussreich war dabei die Vorstellung, dass das reine Gefühl die
Standesgrenzen überschreitet.
Typische Merkmale der Aufklärung
Das logische und eigenständige Denken, der Rationalismus, begründete die
Aufklärung. Zunächst war er auf eine Stärkung des Staats ausgerichtet und
hatte religionskritische Züge. Bald wendete sich die Kritik jedoch auch gegen
die weltlichen Herrscher. Kritisches Fragen, Denken und Zweifeln gegenüber
der Religion und dem Absolutismus wurden zur Tugend: „Zweifle an allem
wenigstens einmal, und wäre es auch der Satz zwei mal zwei ist vier"
(Lichtenberg, deutscher Schriftsteller: Aphorismen).
Eine weitere Forderung war die Toleranz gegenüber allen Religionen. Die
europäischen Christen lernten viele andere Weltreligionen erst während der
Aufklärung kennen. Das Wissen über das Vorhandensein anderer
Hochkulturen und Weltreligionen forderte ein hohes Maß an Toleranz und
Humanismus von den Europäern.
Im Vergleich zur Epoche des Barock fand ein grundsätzliches Umdenken
bezüglich Vanitas und Jenseitsbezogenheit statt. Die Konzentration auf ein
Leben nach dem Tod wandelte sich in eine starke Diesseitsbezogenheit.
Durch ökonomische Veränderungen wie beispielsweise die Entwicklung des
Manufakturwesens, die das Bürgertum zur wirtschaftlich bedeutendsten
Schicht machten, erlangte das Bürgertum ein neues Selbstbewusstsein und
Selbstwertgefühl. Einerseits stieg die Bedeutung der Erkenntnis aus
Sinneswahrnehmungen (Empirismus), andererseits wuchs die Relevanz der im
Verstand gegründeten Denkfähigkeit. Weisheit und Intellekt wurden zur Tugend
für jeden Bürger. Diese Tugend und ihre Förderung wurden zum Hauptziel der
Epoche. Der menschliche Verstand ist ein Instrument der Wahrnehmung. Für
die Literatur galten Freiheit und Autonomie. Sie sollte nicht mehr im Dienst des
Klerus oder der Aristokratie stehen.
Zahlreiche Wandlungen bestimmten die Epoche: Freiheit statt Absolutismus,
Gleichheit anstelle einer Ständeordnung, wissenschaftliche Erkenntnisse
ersetzten alte Vorurteile und Toleranz trat an die Stelle des alten Dogmatismus.
Es wurde davon ausgegangen, dass "der Mensch von Natur aus gut" ist, "man
muss es ihm nur zeigen."
Bekannte Vertreter der Aufklärung
Die in Deutschland bekanntesten Vertreter der Aufklärung sind Gotthold
Ephraim Lessing und Friedrich Gottlieb Klopstock. Letzterer wirkte speziell in
der Empfindsamkeit, einer Parallelepoche der Aufklärung.
? Cesare Beccaria (Italien)
? Nicolas de Condorcet (Frankreich)
? August Friedrich Wilhelm Crome (Deutschland)
? Denis Diderot (Frankreich)
? Claude Adrien Helvétius (Frankreich)
? Johann Gottfried Herder (Deutschland)
? Paul Heinrich Dietrich von Holbach (Deutschland)
? David Hume (Schottland)
? Maria Theresia (Österreich)
? Friedrich II. (Preußen)
? Joseph II. (Österreich)
? Friedrich Heinrich Jacobi (Deutschland)
? Theodor Gottlieb von Hippel (Preußen)
? Immanuel Kant (Deutschland)
? Ignacy Krasicki (Polen)
? Julien Offray de La Mettrie (Frankreich)
? Gotthold Ephraim Lessing (Deutschland)
? John Locke (England)
? Moses Mendelssohn (Deutschland)
? Montesquieu (Frankreich)
? Thomas Paine (England)
? Stanislaw August Poniatowski (Polen)
? Carl Leonhard Reinhold (Österreich)
? Jean-Jacques Rousseau (Frankreich / Schweiz)
? Christian Thomasius (Deutschland)
? Voltaire (Frankreich)
? Christian Jacob Wagenseil (Deutschland)
? Christian Felix Weiße (Deutschland)
? Christoph Martin Wieland (Deutschland)
? Christian Wolff (Deutschland)
? Friedrich Nicolai (Deutschland)
? Christian Garve (Deutschland)
Zitate
? Immanuel Kant: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner
selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen,
sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.
Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben
nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des
Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere
aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!"
? Gotthold Ephraim Lessing: „An die Stelle der Religion muss die
Überzeugung treten."
Siehe auch
? Reformation, Humanismus, Freimaurerei, Haskala
? Kant: Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?
? Horkheimer/Adorno: Dialektik der Aufklärung
? Jean Meslier
Literatur
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